tulip
Länge: Kurzfilm
Genre: Horror/Tragikkomödie
Projektstatus: fertiges Drehbuch
Resa und Freddy battlen sich beim Kirschkern-Spucken. Plötzlich hat Resa keinen Spaß mehr. Sie zieht sich ins Zelt zurück und kramt aus ihren Klamotten eine Menstruationstasse. Offenbar zum ersten Mal versucht sie die Tasse in sich einzuführen, doch es will nicht so richtig klappen. Auch beim Waschen ihrer Unterwäsche fällt es Resa schwer, dabei zuzusehen, wie sich ihr Blut in ein paar Algen verfängt. Freddy hingegen scheint ihre Menstruation zu begeistern. In der Nacht werden Resas Periodenkrämpfe wieder stärker, sie sind kaum auszuhalten. Freddy schleppt sie mit zu einem Menstruationsritual in einer Schwitzhütte, an dem noch weitere menstruierende Menschen gemeinsam an ihre körperlichen Grenzen gehen. Nach einer Weile lässt sich Resa drauf ein. Die Erde beginnt zu beben, sie fällt. Nach kurzer Orientierungslosigkeit stellt Resa fest: Sie befindet sich in ihrer Gebärmutter. Und sie ist nicht alleine. Eine Konfrontation mit ihrer Menstruation steht ihr bevor.
Writer’s Note
Als ich mit vierzehn Jahren meine Tage bekam, wurde mir fast direkt die Antibaby-Pille von meiner Frauenärztin verschrieben. So habe ich mich zehn Jahre nicht mehr wirklich um meine Periode geschert. Hatte ich Probleme mit ihr, habe ich sie nicht angesprochen. Ich bin damit aufgewachsen, die Periode nicht zu thematisieren. Als ich meine Antibaby-Pille nach zehn Jahren abgesetzt habe, lernte ich meine Menstruation plötzlich ganz neu kennen: Nächtelang hielten mich Periodenkrämpfe wach. Sie waren so stark, dass ich das Gefühl hatte, etwas in meinen Unterleib will mich auseinanderreißen. Eine Kreatur vielleicht. Ich wurde wütend, wollte sie aus mir rausziehen, sie anschreien, damit sie endlich damit aufhört! Die Wut machte es nicht besser. Stattdessen wurden die Schmerzen durch die Anspannung sogar noch schlimmer. Ich brauchte eine Auseinandersetzung mit meiner Periode. Ich dachte über meinen bisherigen Umgang mit der Blutung nach und mir fiel auf, dass ich die Periode bisher eigentlich vor mir selbst verheimlichte. Das schnelle Wechseln eines Tampons, das Verstecken, bloß nicht Hinsehen – ich konnte weder einschätzen, wie viel Blut ich in der Zeit meiner Periode verlor, noch wusste ich, wie mein Blut überhaupt wirklich aussieht. Also kaufte ich mir eine Menstruationstasse, um mir mein Blut genauer anzusehen. Beim ersten Einsetzen der Menstruationstasse stellte ich mich so unbeholfen an, dass ich das komplette Bett vollsaute. Meine Hände waren voller Blut. Doch anstatt mich zu ekeln, löste das Blut eine Faszination in mir aus. Es befreite mich von der Berührungsangst, die ich bisher vor dem Menstruationsblut hatte. Mit tulip möchte ich Sensibilität und Empathie für die Periode aufbauen und sie auch für nicht menstruierende Menschen immersiv erfahrbar machen.
Pressematerial
Datum: am 03.06.22 um 16:30 Uhr
Location: Festivalclub
Ich beschäftige mich gerne mit persönlichen Themen, die ich vielleicht in dem Moment selbst noch nicht richtig verarbeitet habe und die mich im Schreibprozess als Mensch und in meinem Umgang mit dem Thema weiterbringen. Ich empfinde Filme mit einem vertrauten Bezug meist am ehrlichsten und spüre dort auch die größte Liebe drin.
Biographie
Miriam Klischat, geboren am 28.05.1995 in Wuppertal, absolvierte nach ihrem Abitur 2013 ein Praktikum im Medienprojekt Wuppertal, wo sie ihren ersten Kurzfilm drehte. Parallel zu ihrer Ausbildung als Mediengestalterin Bild und Ton arbeitete sie weiterhin als freie Mitarbeiterin im Medienprojekt Wuppertal und unterstützt dort mittlerweile als Medienpädagogin junge Filmemacher*innen bei ihren ersten Projekten. Seit 2018 studiert sie Film an der Fachhochschule Dortmund mit Schwerpunkt Drehbuch und Regie und realisiert dort ihre eigenen Kurzfilme. tulip wird ihr Abschlussfilm an der FH Dortmund.